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Hermann Meiers Werke im Kunstmuseum Solothurn. Erschienen im Wochenblatt



Von den vier Aufgeführten ist Meier der kühnste, rücksichtsloseste und doch auch wieder poetischste

«Mondrian-Musik» nannte der Komponist Hermann Meier (1906-2002) seine grafischen Kompositionen. Zu sehen sind diese im Grafischen Kabinett des Kunstmuseums Solothurn.

Im Jahr 2002 starb in Zullwil im Schwarzbubenland der Solothurner Komponist Hermann Meier. Der gebürtige Selzacher wirkte dort während seines regulären Berufslebens als Primarlehrer an der Dorfschule. Nur wer sich mit zeitgenössischer Musik, Zwölftonmusik oder elektronischer Musik beschäftigte, wusste, dass mit dem Tod Meiers einer der eigenständigsten zeitgenössischen Schweizer Komponisten starb. Seine Musik wurde fast nie aufgeführt und er selbst stand nie einem grösseren Orchester vor. Dennoch ehrte ihn der Kanton Solothurn 1976 mit der Verleihung eines Werkpreises.

Hermann Meier suchte ganz eigenständig bereits als junger Lehrer die Bekanntschaft mit den Komponisten und Vertretern der Avantgarde- und der Zwölftonmusik, vor allem in der Region Basel. Er besuchte Vorlesungen und bekam Klavier- und Orgelunterricht. Bereits ab 1949 stellte Meier Überlegungen der musikalischen Parameter an. Er arbeitete an einer eigenen seriellen Theorie, welche er in seinen Arbeitsheften als «Neue Theorie» bezeichnete. Dazu gehörte, dass er als Komponist neue Formen der Notationen suchte.

Kompositionspläne

Anfangs der Fünfzigerjahre begann er, für seine Musik eigene Kompositionsverfahren zu entwickeln. Er orientierte sich dabei an der konkreten Kunst. Er schuf meterlange Kompositionspläne, die er auf Schulheftpapier herstellte und die er Mondrian-Musik nannte. Mit seinen Überlegungen zur Neu-Notation von Musik stand Meier in diesen Jahren als Musiker nicht alleine da. Und auch bildende Künstler suchten nach einer Formel, mit der sie Musik sicht- und sehbar machen konnten.

Eine Reihe von Absagen von Konzertveranstaltern und Musikverlegern bewirkte dann aber, dass Meier jahrelang nur noch für sich alleine an seiner Musik arbeitete. So schrieb ein Kritiker nach einem missglückten Tonhalle-Konzert in Zürich: «Von den vier Aufgeführten ist Meier der kühnste, rücksichtsloseste und doch auch wieder poetischste. Er mutet sich und den Hörern – und nicht zuletzt den Musikern – am meisten zu.»

In den Siebzigerjahren beschäftigte sich der Komponist mit Clustern und Klangflächen, entsprechend reich sind die in diesen Jahren entstandenen Notationen auf Papier, in denen sich Farbflächen rhythmisch abwechseln und immer wieder neue Formen zu finden sind. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1971 konnte sich Meier endlich ganz mit der Musik auseinandersetzen. Er schrieb: «Ab heute sogenannter Pensionierter – aber tatsächlich Musiker. Der endgültige Berufswechsel, der Eintritt in den Professionalismus der Musik ist für mich vollzogen.» Er begann jetzt, sich für elektronische Musik zu interessieren. Doch auch diese Kompositionen erreichten nicht die erhoffte Wirkung, denn Meier wusste zu wenig über die technischen Probleme und Möglichkeiten. Dennoch blieb er sich treu und arbeitete weiter unbeirrt und akribisch bis zu seinem Tod im Jahr 2002.

Meier wird erforscht

Heute fasziniert dieser eigenständige Musiker die Wissenschaft. Sein Nachlass befindet sich vollständig in Besitz der Paul Sacher-Stiftung und an der Hochschule der Künste Bern wird Meiers Schaffen derzeit intensiv erforscht.

Die Ausstellung «Mondrian-Musik» im Grafischen Kabinett des Kunstmuseums Solothurn zeigt Meiers Kompositionspläne erstmals einer breiteren Öffentlichkeit. Zur Ausstellung gibt es ein reichhaltiges Rahmenprogramm.

Im Anschluss an die heute stattfindende Vernissage um 17 Uhr im Kunstmuseum Solothurn findet ebenfalls heute in der Franziskanerkirche in Solothurn um 20.30 Uhr ein Konzert mit Werken von Meier statt.

Am 2. Dezember wird ab 13.30 Uhr ein Konzerttag unter dem Titel «Musik nach Bildern» durchgeführt, bei welchem während des Nachmittags Werke von Meier und anderen im kleinen Konzertsaal Solothurn zu hören sind.


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